Die Zahl, die über deinen Dart-Erfolg entscheidet
Du stehst an der Oche, drei Darts in der Hand, und dein Gegner fragt beiläufig: "Welchen Average spielst du denn so?" Plötzlich wird dir klar, diese eine Zahl definiert dich als Dartspieler mehr als jeder einzelne spektakuläre Wurf. Dein Average ist dein Dart-Ausweis, dein Leistungsnachweis und gleichzeitig dein größter Motivator oder dein schärfster Kritiker.
Aber was steckt wirklich hinter dieser mysteriösen Zahl? Wie berechnest du sie korrekt, und vor allem: Wie verbesserst du sie systematisch? In einer Welt, wo Profis wie Michael van Gerwen Averages von über 100 hinlegen und selbst Ligaspieler konstant über 60 werfen, fragst du dich vielleicht, wo du stehst und wie du dorthin kommst, wo du hinwillst.
Average-Grundlagen: Mehr als nur Mathematik
Die korrekte Berechnung: Jeder Dart zählt
Die Grundformel ist simpel, aber wird oft falsch angewendet: Die Gleichung lautet (Gesamtpunkte ÷ geworfene Darts) x 3 = dein Darts-Durchschnitt. Klingt einfach? Ist es auch, wenn du die Fallstricke kennst.
Beispiel: Du spielst 501 und brauchst 25 Darts für das Checkout.
- Berechnung: 501 : 25 = 20,04 * 3 = 60,12 3-Dart-Average
Der entscheidende Punkt: Jeder Dart wird grundsätzlich mitgerechnet, inklusive aller Checkversuche. Das bedeutet: Auch der Dart, der das Board verfehlt, auch der Dart, der ins Single statt ins Double geht. Alles fließt in deinen Average ein.
Warum mal 3? Die 3-Dart-Average-Logik
Dart wird traditionell in 3er-Aufnahmen gespielt. Der 3-Dart-Average gibt also an, wie viele Punkte du durchschnittlich mit drei Darts erzielst. Das macht Vergleiche zwischen Spielern fair und nachvollziehbar.
Verschiedene Average-Arten:
- Match-Average: Durchschnitt eines einzelnen Spiels
- Session-Average: Durchschnitt einer Trainingseinheit
- Liga-Average: Durchschnitt über eine ganze Saison
- Gesamt-Average: Dein langfristiger Durchschnitt über alle Spiele
Die Average-Hierarchie: Wo stehst du?
Anfänger (20-40 Average)
Du lernst noch die Grundlagen, jeder Treffer ins gewünschte Segment ist ein kleiner Erfolg. Lass dich nicht entmutigen, wenn du diesen Dart-Average noch nicht erreichst. Mit täglicher Übung wird sich deine Punktzahl bald sprunghaft verbessern.
Typische Charakteristika:
- Unregelmäßige Wurftechnik
- Viele Fehlwürfe außerhalb der Scores
- Konzentration lässt nach wenigen Würfen nach
- Checkout-Probleme unter Druck
Fortgeschrittene (40-60 Average)
Du beherrschst die Grundtechnik, triffst regelmäßig die gewünschten Bereiche und kannst einfache Checkouts sicher beenden.
Entwicklungsstufe:
- Stabile Wurftechnik etabliert
- Regelmäßiges Training zeigt erste Früchte
- Mentale Stärke wird wichtiger
- Erste Vereinsspiele möglich
Vereinsspieler (60-80 Average)
Du bist bereit für Ligaspiele und kannst auch unter Druck konstant performen. Dein Spiel wird berechenbar und zuverlässig.
Liga-Niveau:
- Konstante Leistung über längere Zeiträume
- Checkout-Sicherheit auch bei schwierigen Finishes
- Taktisches Verständnis entwickelt sich
- Mentale Stärke in Drucksituationen
Profi-Niveau (80+ Average)
Du spielst auf höchstem Niveau, jeder Wurf ist durchdacht und präzise. Hier trennt sich die Spreu vom Weizen.
Elite-Bereich:
- Perfektion in Technik und Mentalität
- Averages von 90-110+ bei Turnieren
- Professionelle Herangehensweise an Training und Wettkampf
- Konstanz auf höchstem Niveau
Average-Verbesserung: Der systematische Ansatz
Phase 1: Ist-Analyse und Tracking
Ehrliche Bestandsaufnahme: Bevor du deinen Average verbessern kannst, musst du wissen, wo du stehst. Führe mindestens eine Woche lang ein genaues Trainingsprotokoll:
Tracking-Methoden:
- Klassisches Notizbuch: Altbewährt und zuverlässig
- Excel-Tabellen: Der 3 Dart Average wird typischerweise als =MITTELWERT(F2:F4) für die letzten drei Würfe berechnet
- Dart-Apps: App berechnet alle Punkte, Statistiken und ermittelt automatisch den Gewinner
Was du tracken solltest:
- Datum und Dauer der Trainingseinheit
- Gesamt-Average der Session
- Beste und schlechteste 3-Dart-Aufnahme
- Checkout-Quote bei verschiedenen Finishes
- Subjektives Gefühl (Konzentration, Müdigkeit, etc.)
Phase 2: Technische Optimierung
Wurftechnik-Analyse: Deine Technik ist das Fundament deines Averages. Kleine Verbesserungen können große Auswirkungen haben.
Kritische Punkte:
- Stand: Stabil, reproduzierbar, komfortabel
- Griff: Fest genug für Kontrolle, locker genug für Fluss
- Armhaltung: Nur der Unterarm bewegt sich
- Zielen: Fokus auf den gewünschten Punkt, nicht auf das ganze Segment
- Follow-Through: Komplette Bewegung bis zum Ende ausführen
Technische Trainingsübungen:
Single-Number-Training: Werft auf die Singles von 1 - 20 und das Bull. Gehe systematisch durch alle Zahlen und notiere deine Trefferquote.
Bob's 27: Ein klassisches Training, bei dem du mit 27 Punkten startest und für jeden Treffer in Single (1 Punkt), Double (2 Punkte) oder Triple (3 Punkte) der entsprechenden Zahl Punkte bekommst. Ziel ist es, über 27 Punkte zu bleiben.
170er-Training: Spielt in jeder Trainingseinheit ein paar Spiele 170 und schreibt auf, wie viele Darts ihr gebraucht habt. Wenn man jeden Tag seinen Durchschnitt berechnet, kann man seinen Fortschritt sehen.
Phase 3: Mentales Training und Routine-Entwicklung
Die Macht der Routine: Profis haben für alles eine Routine: vom Betreten des Spielbereichs bis zum letzten Dart. Spielen Sie im Training daher stets gegen einen imaginären Gegner, dessen Wurfdurchschnitt Sie Ihrer aktuellen Spielstärke anpassen.
Mentale Stärke aufbauen:
Konzentrations-Training: Konzentration ist beim Dartsport das A und O der Grundlagen, um dauerhaft erfolgreich zu sein. Ihr müsst versuchen in einen Tunnel zu gelangen.
Visualisierung: Stelle dir vor dem Wurf mental vor, wie der Dart genau dort landet, wo du ihn haben willst.
Drucktraining: Erstelle künstlichen Druck durch Challenges: "Wenn ich nicht mindestens 60 Punkte mit den nächsten drei Darts schaffe, mache ich 10 Liegestütze."
Phase 4: Trainingsplanung und Periodisierung
Optimale Trainingsdauer: Viele Dartspieler sind sich einig, dass 1-2 Stunden Training alle 2-3 Tage ausreichen sollten, um sich auf lange Sicht gesehen konstant zu verbessern.
Wochenzyklus-Beispiel:
Montag (90 Min): Technisches Training
- 30 Min Single-Number-Training
- 30 Min Triple-Training
- 30 Min Checkout-Übungen
Mittwoch (60 Min): Spiel-Training
- 3x 501 gegen imaginären Gegner
- Average dokumentieren
- Schwachstellen identifizieren
Freitag (90 Min): Wettkampf-Simulation
- Komplette Liga-Matches spielen
- Unter Druck trainieren
- Mentale Routinen festigen
Samstag: Liga-Spiel oder Turnier
Sonntag: Regeneration
Häufige Average-Killer und wie du sie vermeidest
Killer #1: Inkonsistente Wurftechnik
Problem: Du änderst ständig kleine Details deiner Technik.
Lösung: Einmal eine funktionierende Technik finden und konsequent beibehalten. Nach der ersten 2-Stunden-Session einen 100-Punkte-Average zu erwarten, ist nicht realistisch.
Killer #2: Übertraining
Problem: Du trainierst zu viel und zu oft.
Lösung: Selbst die Dart Profis trainieren selten mehr als 2-3 Stunden täglich. Qualität vor Quantität.
Killer #3: Mentale Blockaden
Problem: Du denkst zu viel über deinen Average nach während des Spiels.
Lösung: Im Spiel nur auf den nächsten Dart fokussieren, Average-Analyse erst nach der Session.
Killer #4: Falsche Prioritäten
Problem: Du trainierst nur spektakuläre Würfe, vernachlässigst aber Grundlagen. Lösung: 80% Grundlagentraining, 20% "Fun-Stuff".
Killer #5: Unrealistische Erwartungen
Problem: Du willst zu schnell zu viel Verbesserung.
Lösung: Durchhaltevermögen: Sowohl bei Rückschlägen als auch bei Plateaus. Kleine, stetige Verbesserungen summieren sich.
Technologie und Tools für Average-Verbesserung
Apps und Software
MyDartTraining: Umfassende Trainingsprogramme mit automatischer Average-Berechnung.
Darts Scorer: Einfache Punktezählung mit Statistik-Funktionen.
Pro Darter: Professionelle Analyse-Tools für ernsthafte Spieler.
Hardware-Unterstützung
Elektronische Dartboards: Automatische Punktezählung eliminiert Rechenfehler und ermöglicht präzises Tracking.
Kamera-Systeme: Analyse der Wurftechnik in Zeitlupe für technische Verbesserungen.
Smartphone-Halterungen: Für Videoanalyse der eigenen Wurftechnik.
Spezielle Trainingsmethoden für Average-Verbesserung
Die "Average-Chain" Methode
Prinzip: Du startest mit einem niedrigen Ziel-Average und steigerst dich schrittweise.
Umsetzung:
- Woche 1-2: Ziel 45 Average
- Woche 3-4: Ziel 50 Average
- Woche 5-6: Ziel 55 Average
- etc.
Regel: Erst wenn du das aktuelle Ziel 5x hintereinander erreichst, darfst du das nächste Level angrehen.
Das "Pressure-Cooker" Training
Konzept: Trainiere bewusst unter Druck, um deinen Average auch in Stresssituationen zu halten.
Methoden:
- Trainiere mit Zeitlimit
- Erfinde Strafen für schlechte Leistung
- Lade Zuschauer zum Training ein
- Spiele um (kleine) Einsätze
Die "Konsistenz-Challenge"
Ziel: Nicht der höchste Average, sondern der konstanteste.
Durchführung:
- Spiele 10 Legs 501 hintereinander
- Berechne den Average für jedes Leg
- Ziel: Minimale Schwankung zwischen den Legs
- Belohnung erst bei weniger als 10 Punkte Differenz zwischen bestem und schlechtestem Leg
Average im Wettkampf: Match-Situationen meistern
Nervosität und Average
Das Problem: Dein Trainings-Average ist 65, im Match schaffst du nur 45.
Lösungsansätze:
Routine-Anker: Entwickle eine feste Pre-Shot-Routine, die in Training und Wettkampf identisch ist.
Atemtechnik: Kontrollierte Atmung vor jedem Wurf beruhigt das Nervensystem.
Positive Selbstgespräche: Statt "Ich darf nicht daneben werfen" denkst du "Ich treffe genau da, wo ich hinziele".
Taktisches Average-Management
Average ist nicht alles: Manchmal ist es besser, einen niedrigeren Average zu akzeptieren, wenn dafür die Checkout-Quote steigt.
Beispiel: Statt riskant auf Triple-20 zu zielen (für hohen Average), zielst du sicher auf Single-20 (für sicheren Score und bessere Setup-Position).
Druck-Average vs. Komfort-Average
Unterscheidung lernen:
- Komfort-Average: Was du entspannt zu Hause schaffst
- Druck-Average: Was du unter Wettkampfbedingungen realistisch erreichen kannst
Faustregel: Dein Wettkampf-Average liegt meist 10-15 Punkte unter deinem Trainings-Average.
Langfristige Average-Entwicklung. Plateaus verstehen und überwinden
Plateau-Phasen sind normal: Jeder Dartspieler durchlebt Phasen, in denen sich der Average nicht verbessert.
Plateau-Brecher:
Technik-Review: Lass deine Wurftechnik von einem erfahrenen Spieler oder Trainer analysieren.
Equipment-Check: Manchmal können neue Darts oder Flights einen Durchbruch bringen.
Trainings-Variation: Wenn du immer das Gleiche trainierst, passt sich dein Körper an. Variiere die Übungen.
Mental-Coaching: Oft sind es mentale Blockaden, die Fortschritte verhindern.
Average-Vorhersage und Ziele
Realistische Ziele setzen: Eine Verbesserung um 5-10 Average-Punkte pro Jahr ist für die meisten Spieler realistisch.
Progression-Tabelle:
|
Ausgangsniveau |
1 Jahr |
2 Jahre |
3 Jahre |
|
30 Average |
40 |
50 |
60 |
|
50 Average |
58 |
65 |
70 |
|
70 Average |
75 |
80 |
83 |
Achtung: Je höher dein Niveau, desto schwieriger werden weitere Verbesserungen.
Psychologie des Averages. Average als Motivator vs. Average als Druck
Positive Nutzung: Der Average zeigt dir objektiv deine Fortschritte und motiviert zum Weitermachen.
Negative Falle: Du verkrampfst, weil du ständig an deinen Average denkst während des Spiels.
Lösung: Average nur zur Analyse nach dem Spiel verwenden, nie während des Werfens.
Vergleiche mit anderen Spielern
Gesunder Vergleich: Du orientierst dich an Spielern, die etwas besser sind als du.
Ungesunder Vergleich: Du vergleichst dich mit Profis und wirst frustriert.
Goldene Regel: Vergleiche dich hauptsächlich mit dir selbst von gestern, letzter Woche, letztem Monat.
Häufige Mythen und Missverständnisse
Mythos 1: "Hoher Average = guter Spieler"
Wahrheit: Average ist wichtig, aber Checkout-Quote, Nervenstärke und taktisches Verständnis sind mindestens genauso entscheidend.
Mythos 2: "Man muss jeden Tag trainieren"
Wahrheit: Regelmäßig, intensiv und möglichst lange zu üben ist wichtiger als täglich. Qualität schlägt Quantität.
Mythos 3: "Teure Darts = besserer Average"
Wahrheit: Das Equipment macht maximal 5% aus. 95% sind Technik, Training und Mentalität.
Mythos 4: "Average kann man nicht trainieren"
Wahrheit: Average ist das direkte Resultat von Training. Jede Verbesserung in Technik, Taktik oder Mentalität wirkt sich auf den Average aus.
Spezial-Training für Average-Stagnation. Wenn gar nichts mehr geht
Reset-Training: 2 Wochen nur Grundlagen trainieren, als wärst du Anfänger.
Equipment-Wechsel: Völlig andere Darts, anderes Gewicht, andere Flights ausprobieren.
Position-Change: Wenn du immer von der gleichen Position wirfst, variiere bewusst.
Sport-Pause: Manchmal hilft eine komplette Dart-Pause von 1-2 Wochen.
Die Zukunft deines Averages
Technologische Unterstützung
KI-Analyse: Apps, die deine Wurftechnik analysieren und Verbesserungsvorschläge machen.
Biometrische Daten: Heart-Rate-Variabilität und andere Körperdaten für optimales Training-Timing.
Virtual Reality: VR-Training für mentale Stärke und Drucksituationen.
Professionalisierung des Amateur-Bereichs
Auch Hobbyspieler nutzen zunehmend professionelle Methoden: Trainingsplanung, Videoanalyse, mentales Coaching.
Dein persönlicher Average-Plan:
- Woche 1-2: Ist-Analyse und Tracking etablieren
- Woche 3-6: Technik stabilisieren und optimieren
- Woche 7-10: Mentale Routine entwickeln
- Woche 11-14: Wettkampf-Situationen trainieren
- Ab Woche 15: Langfristige Optimierung und Feinschliff
Fazit: Dein Average ist deine Dart-DNA
Dein Average ist mehr als eine Zahl. Er ist der Spiegel deiner Dart-Seele. Er zeigt, wo du stehst, woher du kommst und wohin du gehst. Zeit: Kein Dart-Profi konnte bei Geburt so gut spielen wie heute. Deswegen geht es darum, regelmäßig, intensiv und möglichst lange zu üben.
Die Reise zur Average-Verbesserung ist keine Destination, sondern ein Lifestyle. Jeder Wurf, jede Trainingseinheit, jeder analysierte Fehler bringt dich einen kleinen Schritt weiter. Und während die großen Sprünge seltener werden, je besser du wirst, sind es oft die kleinen, konstanten Verbesserungen, die den Unterschied machen.
Denk daran:
- Dein Average von heute ist nicht dein Average von morgen
- Jeder Profi war mal Anfänger
- Technik kann man lernen, Konstanz muss man erarbeiten
- Der Weg ist mindestens genauso wichtig wie das Ziel
Dein nächster Schritt: Geh zum Board, wirf drei Darts, berechne deinen Average, und dann wirf drei weitere Darts, um ihn zu verbessern. Denn das ist das Schöne am Dart: Jeder neue Wurf ist eine neue Chance, besser zu werden.
Die Zahlen lügen nicht, aber sie erzählen auch nicht die ganze Geschichte. Dein Average ist wichtig, aber deine Leidenschaft für das Spiel, deine Bereitschaft zu lernen und deine Ausdauer bei Rückschlägen, das macht dich zum wahren Dartspieler.
Also: Berechne deinen Average, verbessere ihn systematisch, aber vergiss nie den Spaß am Spiel. Denn am Ende zählt nicht nur, wie gut deine Statistiken sind, sondern auch, wie sehr du das liebst, was du tust.